Die Katze erleidet einen Anfall, deshalb gehen die gängigen Lehrmeinungen auch davon aus, dass es sich hier um eine Form von Epilepsie handelt. Allerdings ist dies noch nicht genau geklärt. Sicher ist, dass es sich um einen Symptomkomplex handelt, d.h. dass mehrere Faktoren zusammenkommen und es sich nicht um eine eigenständige Krankheit handelt.

Die gute Nachricht vorweg:
Rolling Skin ist nicht lebensbedrohlich, dennoch kommt es während der Anfälle zu teils massiven Selbstverstümmelungen und das Tier steht unter enormen Stress. Dies kann auf Dauer natürlich zu weiteren Problemen führen, daher muss die Feline Hyperästesie unbedingt behandelt werden. Die Frage ist nur WIE!

Wie zeigt sich RSS/FHS?

  • Der Blick wird starr und glasig
  • Die Katze ist "in ihrer eigenen Welt" und reagiert auch nicht auf Ansprache
  • Die Muskulatur am Rücken beginnt wild zu zucken
  • Der Schwanz peitscht hin und her
  • Sie rast "wie von er Tarantel gestochen" durch die Wohnung
  • Sie reagiert aggressiv und schreit oder sucht in ihrer Panik Schutz
  • Meist ist der Anfall mit großer Angst verbunden, sie weiß selbst nicht, was gerade passiert
  • Urin und Kot können unkontrolliert abgesetzt werden
  • Sie beißt sich selbst in den Schwanz und fügt sich teils schwere Verletzungen zu

Es müssen sich nicht alle Symptome zeigen, aber eine Abgrenzung von den normalen "verrückten 5 Minuten" ist kein Problem. Diese Anfälle dauern maximal 3 Minuten, anschließend ist die Katze meistens stark erschöpft und schläft oft auch ein. Auch hier zeigen sich Parallelen zu epileptischen Anfällen. Allerdings gibt es auch Tiere, die direkt nach einem Anfall wieder völlig normal sind und das Ganze erst recht wie einen Spuk erscheinen lassen.

Was weiß man inzwischen?

  • Es gibt (bisher) keine Rassedisposition, dennoch zeigen neuere Studien, dass Orientalen häufiger betroffen sind als andere Rassen oder Hauskatzen
  • Beide Geschlechter sind gleich stark betroffen
  • Der erste Anfall zeigt sich meist vor dem vierten Lebensjahr
  • FHS-Anfälle sind selten einmalig, die Häufigkeit steigt in der Regel an
  • Die meisten Anfälle finden morgens oder abends statt
  • Es gibt keinen Test, der die Diagnose erleichtern würde

Die Suche nach dem Phantom?

Wie geht man nun vor, wenn der Verdacht ausgesprochen wurde? Der erste Weg sollte zum Tierarzt führen. Folgende Untersuchungen würde ich empfehlen, um rein körperliche Problematiken auszuschließen:

  • Pysiologische Allgemeinuntersuchung beim Neurologen, um Reflexe zu testen und Störungen zu finden
  • Großes Blutbild inkl. Differenzialblutbild
  • Evtl. weitere Blut-/Urin-Untersuchungen, wenn es Auffälligkeiten gibt
  • Dermatologische Untersuchung mit Haarprobe und Hautgeschabsel
  • Röntgen der Wirbelsäule

Wenn all diese Befunde negativ verlaufen, sprich nichts gefunden wird, geht es an die Detailarbeit:

  • Eine Ausschlussdiät kann helfen, eine Nahrungsmittelunverträglichkeit aufzuspüren, die sich durchaus auch mit einer solchen Symptomatik zeigen kann
  • Ein Test auf Flohspeichelallergie muss durchgeführt werden
  • Vor allem Getreide und Konservierungsstoffe sowie Zucker stehen im Verdacht, die Häufigkeit der Anfälle zumindest zu steigern, wenn nicht sogar die Grundlage dafür zu bieten
  • Auch ein Vitamin- und Mineralstoffmangel muss ausgeschlossen werden können

Die Psyche kann eine entscheidende Rolle spielen

Auch wenn renommierte Wissenschaftler davon ausgehen, dass neurologische Probleme der Grund für die Feline Hyperästhesie sind, kann man einer Rolling Skin Katze durchaus das Leben erleichtern:

  • Geregelte Tagesabläufe
  • Regelmäßige Fütterungen
  • Ruhe
  • Genügend Rückzugsmöglichkeiten aber auch regelmäßige Schmuse- und Spielzeiten
  • Harmonisches Zusammenleben (Eine große Katzengruppe verschlimmert die Symptomatik oft noch)

Auch wenn noch viel Forschungsarbeit zu leisten ist, kann man der Katze sowohl mit schulmedizinischen Mitteln, wie Antidepressiva und Krampflösern als auch mit homöopathischen Mitteln das Leben angenehmer gestalten. Als Tierheilpraktikerin würde ich immer zuerst die sanftere Variante versuchen, bevor man zu Phenobarbital, Benzodiazepine (Valium) oder auch Clomipramin oder Fluoxedin greift, da diese Mittel stark in die Persönlichkeit der Katze eingreifen.

Wenn die Häufigkeit oder Intensität der Anfälle aber schnelles Handeln erfordern, kann man den Weg auch andersrum gehen und versuchen, die Psychopharmaka langsam zu reduzieren und auf sanftere Mittel umzusteigen. Hier ist eine gute Zusammenarbeit von Tierärzten und Tierheilpraktikern nötig. Zum Glück gibt es immer mehr Tierärzte, die hier offen für eine Kooperation sind und auch Tierheilpraktiker, die die Schulmedizin nicht komplett verteufeln. Das Wohl des betroffenen Tieres sollte immer im Vordergrund stehen.

Feline Hyperästhesie, Rolling Skin, RSS, FSH - die Krankheit hat ebensoviele Namen wie Gesichter, dennoch zeigt sich in der Praxis, dass mit guter Ernährung und Medikation (alternativ und/oder konservativ) sowie oft auch mit Tellington-Touch (spezielle Massagetechnik) eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität der Tiere und auch der besorgten Besitzer erreicht werden kann.

Susanne Seuffert,
Tierheilpraktikerin im FNT.

Aus Olching bei München
www.tierheilpraxis-seuffert.de