Die große Frage nach dem WARUM?

Mag mich meine Katze/mein Kater nicht mehr? Will er/sie mich ärgern? Passt irgendwas nicht? Bei all diesen Fragen unterstellen wir unseren Stubentigern Rachegelüste „Die macht das doch mit Absicht!“ – das ist aber doch ein bisschen weit hergeholt, denn Katzen reflektieren ihr Verhalten nicht so wie wir Menschen und sie haben keine Rachegedanken! Und auch kein schlechtes Gewissen!

Deshalb ist Wut und Bestrafung seitens der Zweibeiner keine große Hilfe, denn hinter JEDER Unsauberkeit steckt ein Grund und genau den gilt es zu finden. Wobei die Ursachenforschung natürlich meist sehr schwer ist. Aus meiner Praxis kann ich leider sagen, dass Hilfe oft erst geholt wird, wenn die Unsauberkeit schon über Wochen andauert und sich verselbstständigt hat, aber darauf komme ich später noch zurück.

Wir gehen auf die Suche nach dem Grund

Der erste Weg sollte immer zum Tierarzt oder Tierheilpraktiker führen!
Es gilt abzuklären, ob ein gesundheitliches Problem dahinter steckt. Bei einer Blasenentzündung schafft Mietze es vielleicht einfach nicht mehr zum Klo, dann brennt es dort und tut weh, vielleicht ist das an einem anderen Ort nicht so?
Aber auch Diabetes, Rücken- und Gelenksschmerzen können ebenso wie eine Art Altersdemenz oder psychische Störung der Auslöser für die Unsauberkeit sein.
Je schneller man hier eingreift, umso besser – oft erledigt sich die Unsauberkeit mit der Genesung.

Ein paar Worte zur Bestrafung

Im besten Fall helfen Strafen nicht weiter – im schlechteren Fall zerstören sie das Vertrauensverhältnis völlig und das macht die Situation nicht einfacher.
Oft hat der Besitzer das Gefühl, seine Katze hat ein schlechtes Gewissen, dabei reagiert sie nur auf die Anspannung ihres Menschen. Wenn man die Situation des Heimkommens genau hinterfrägt, stellt sich meist schnell heraus: Die liebevolle Begrüßung und die Streicheleinheiten schon an der Haustür fallen oft der Spurensuche nach Hintelassenschaften zum Opfer. Und dann sind die meisten Katzenbesitzer auch erst mal bedient, wenn sie schon wieder putzen müssen.

Das merkt natürlich auch die Katze und je enger das Verhältnis ist, umso schneller reagiert sie auf ein solches Verhalten und geht ihrem Besitzer aus dem Weg.


Einzige Ausnahme: Wenn man den Stubentiger auf frischer Tat erwischt, dann  Hochnehmen und direkt zum Katzenklo tragen, ohne schimpfen und selbstverständlich ohne Klaps, einfach nehmen und (zur Not tropfend) zum Klo tragen.

Wenn die Mietze gesund ist, muss man erst einmal herausfinden, was genau das Problem ist:

„Unsauberkeit oder Markieren?“

Hier handelt es sich um zwei grundlegend verschiedene Dinge. Unsauber ist ein Katze oder ein Kater, wenn das Geschäft außerhalb des Katzenklos verrichtet wird. Meistens scharrt sie erst an der Stelle, setzt sich hin und verrichtet dann ihre Notdurft.
Beim Harnmarkieren ist die Vorgehensweise eine ganz andere: Die zu markierende Stelle wird ausgiebig beschnuppert, Katze oder Kater trippeln mit den Hinterläufen, der Schwanz zeigt senkrecht nach oben und zittert oft sogar noch, bevor ein direkter Urinstrahl gegen die (meist vertikale) Fläche abgesetzt wird. Dann noch kurz kontrolliert, ob alles „gut riecht“ und Mietze zieht von dannen. Im Übrigen: Es markieren sowohl Kätzinnen als auch Kater und zwar nahezu ausschließlich mit Urin, sehr selten auch mit Kot. Markieren ist eine ganz normale Kommunikationsform und keine Krankheit bei unseren Feliden, allerdings gibt es für beides meist unterschiedliche Auslöser, beginnen wir mit dem

Harn-Markieren:

Vorab räumen wir mit dem weit verbreiteten Vorurteil auf: „Nur potente Kater markieren“:
Auch unkastrierte Kätzinnen und Kastraten beider Geschlechter markieren –
es ist eine völlig normale Kommunikationsform.

Auslöser ist immer eine Aufregung oder Erregung der Tiere:

  • Veränderungen durch Umzug oder neue Möbel/Teppich/Vorhänge
  • „neue“ Menschen (Baby, Partner) und „neue“ Vierbeiner aller Art
  • Schmerzen
  • Veränderung der Rangordnung
  • Katzen aus der Nachbarschaft, die gefährlich nahe an die eigene Wohnung/Haus rankommen oder im schlimmsten Fall sogar die Katzenklappe benutzen, um reinzukommen
  • Unregelmäßigkeiten im Tagesablauf bei Fütterung und Schlafenszeit sowie (zu)viel Besuch
  • STRESS in jeder Form
  • Mehrkatzenhaushalte
    Katzenpsychologen gehen davon aus, dass ab fünf Katzen die Wahrscheinlichkeit, dass ein oder mehrere Tiere markieren, bei knapp 70 % liegt!

Typische Markierstellen sind…

  • Vertikale Flächen (auch wenn die Pfütze am Boden ist, nach Spuren an der Wand suchen!)
  • Türen, Fenster, alle „Grenzen nach außen“
  • Alles was nach neu riecht, egal ob Mensch (Kleidung, Schuhe, Kinderzimmer(!)) oder Gegenstand
  • „Interessante Gegenstände“, die den Geruch der Außenwelt mit sich bringen, wie Taschen, Schuhe, Jacken und Mäntel, Kartons, Koffer
  • Steckdosen und andere Stromquellen und –geräte wie Laptop, Tablet etc.
  • Lieblingsplätze anderer Haustiere (oder neuer Partner), um Besitzansprüche geltend zu machen
  • Alles was stark nach Mensch oder Tier riecht: Wäsche, Handtücher, Badvorleger, Betten, Tierkissen, Kinderwagen
  • Oder auch sonst mit Gerüchen durch Duftöle, Reiniger, Zitrussprays etc. überlagert ist
  • Unsauberes Katzenklo oder Duftstreu (Babyduft, Puder etc)

Mögliche Lösungen des Problems

  • Unkastrierte Tiere kastrieren lassen, um den Stress zu minimieren – hier stehen die Chancen sehr gut, dass damit das Markieren ein Ende hat
  • Ruhe und Routine ins (Katzen-)Leben bringen
  • Weitere Katzentoiletten mit verschiedenen Einstreusorten aufstellen
  • Verschiedene Katzentoiletten aufstellen (offen/geschlossen)
  • Für freie Zugänglichkeit und Ruhe bei den Toiletten sorgen
  • Angststörungen beheben, hier evtl. eine Katzenpsychologin zu Rate ziehen, die weiterhelfen kann
  • Im Mehrkatzenhaushalt möglichst viele voneinander getrennte Rückzugsorte schaffen
  • Gerade im Beisein von „neuen Menschen und Tieren“ dem vertrauten Tier Aufmerksamkeit schenken
  • Katzen getrennt (evtl. sogar in unterschiedlichen Räumen) voneinander füttern und auch bespielen
  • Keine fremden Tiere ins Haus lassen und auch draußen nicht anfassen und den Geruch mitbringen
  • Katzenklappen entsprechend einstellen, dass nur das eigene Tier rein und raus darf
  • Wenn fremde Katzen draußen markieren, den Garten sichern, sonst wird drinnen gegenmarkiert – der Geruch muss ja überlagert werden
  • Für Regelmäßigkeit im Tagesablauf sorgen (Futterautomaten garantieren regelmäßige Zeiten)
  • Wenn es immer das gleiche Teil betroffen ist (oft Kartons oder Teppichläufer), diese zumindest für eine Zeit wegräumen
  • Stellen umfunktionieren (an diesen Stellen füttern oder den Wassernapf hinstellen) oder einfach unzugänglich machen (Dicke Plastikfolien erfüllen hier ihren Zweck und Katzen mögen das meistens nicht), diese kann man (zeitweise) auch an die Wand kleben
  • (Aus Katzensicht) negative Erlebnisse positiv zu belegen
    • Wenn der neue Partner schon auf meinem Platz sitzt, gibt’s wenigstens Leckerlies
    • Wenn der Kinderwagen rauskommt und Frauchen mit dem Baby weggeht, bekomme ich mein Lieblingsspielzeug
    • Wenn Frauchen stillt, werde ich vorher gefüttert usw.

Wichtig – die Spuren vernichten!

Die markierten Stellen gründlich reinigen, d.h. mit Alkohol aus der Apotheke oder speziellen Enzymreinigern (aus dem Fachhandel Tierfachhandel oder vomTierheilpraktiker) penibel reinigen und trocknen lassen.

Keine Reiniger mit Ammoniak, Chlor oder überlagernden Duftstoffen sowie Weichspüler verwenden.

Wenn diese Dinge beherzigt werden, hat man gute Chancen, dass die Katze das Harnmarkieren nicht mehr als Notwendigkeit sieht und nur noch die für uns wesentliche angenehmere Form des Markierens, nämlich das Köpfchenreiben verwendet und ihrem Besitzer auch wieder um die Beine streicht, wenn er nach Hause kommt.

„Echte Unsauberkeit“

Unsauber werden Kätzinnen und Kater gleichermaßen, allerdings gibt es hierfür meist andere Gründe.

Auslöser sind beispielsweise…

Falsche Toiletten (Größe, Haube ja oder nein)

  • Manche Katzen mögen aus unterschiedlichsten Gründen (z.B. Geruch, Überblick, keine Fluchtmöglichkeit) keine Klos mit Haube und Schwingtür, manchmal reicht es hier schon aus, die Tür zu entfernen, aber oft muss die Haube komplett runter, um die Katze vom Klo zu überzeugen
  • Ist das Klo zu klein? Gerade große Katzen brauchen Platz, hier kann man auch Bauwannen oder andere große Plastikkisten zum Klo umfunktionieren. Viele Katzen lieben das Scharren in großen Kisten und die Streu fliegt auch nicht durch den ganzen Raum.
  • Ist vielleicht der Einstieg zu hoch? Welpen oder auch Senioren haben hier oft Probleme

Ungeliebte Einstreu

  • Katzen scharren am liebsten in Erde, daher ist es oft hilfreich (gerade bei Freigängern), eine möglichst naturnahe Einstreu zu verwenden oder auch eine Schaufel Erde mit der Streu zu vermischen, um den Geruch zu transportieren.
  • Vielleicht ist die Streu für die empfindlichen Pfötchen auch nicht weich genug?
  • Versuche einfach mal, verschiedene Toiletten mit unterschiedlichen Streusorten (Klumpstreu, Pellets, weiche Späne etc.) anzubieten und beobachte Deine Katze.
  • Viele Katzen verweigern auch Klos mit Plastikeinlagen, wie sie bei den Fertigpaketen genutzt werden.

Zu wenig Toiletten

  • Als Grundregel sagt man: Pro Katze eine Toilette + eine zusätzliche Toilette
  • Gerade auch bei alten oder kranken Katzen darf der Weg zum Klo nicht zu weit sein, hier lieber in jedem Raum eine Möglichkeit anbieten

Unsaubere Toiletten

  • Es gibt durchaus Katzen, die ein Klo nur ein einziges Mal benutzen oder auch Urin und Kot in getrennten Klos absetzen möchten, da hilft alles nichts, man muss sich danach richten.

Unruhiger Standplatz der Toilette

  • Ist der Platz des Katzenklos zu unruhig oder unsicher?
  • Geht laufend jemand vorbei?
  • Gibt’s nur ein Klo im Bad und morgens geht’s hier hektisch zu?
  • Fühlt die Katze sich eingesperrt oder bedrängt (sie ist in diesem Moment relativ schutzlos)?

Schlechte Erfahrungen

Katzen stellen zwischen negativen Erlebnissen und tatsächlichen Gegebenheiten einen Zusammenhang her.

  • Hatte Mietze beispielsweise eine Blasenentzündung und der Toilettengang bereitete ihr Schmerzen? Aus Sicht der Katze könnte daran auch das Klo schuld gewesen sein und sie versucht es (mit Erfolg, denn nun ist sie ja wieder gesund) an einer anderen Stelle.
  • Oder wurde sie vom Klo weg geschnappt, um mit ihr zum Tierarzt zu fahren oder ihr etwas anderes „anzutun“, Medikamente verabreicht vielleicht?
  • Ist während des Toilettengangs irgendwas passiert? Ein Blumentopf runtergefallen, ein Knall? Der Schreck kann so tief sitzen, dass das Klo nicht mehr benutzt wird.
  • Wird sie von einer Mitkatze während des Klogangs bedroht? Sitzt diese vielleicht auf der Haube oder davor?

Lösungsansätze für Unsauberkeit bei Katzen

Vieles ergibt sich bereits aus den Beschreibungen der Probleme. Ganz wichtig ist auch hier eine gründliche Reinigung wie oben beschrieben. Das gilt im Übrigen auch für Kothinterlassenschaften.

 

Und dann geht’s los:

  • Um das Problem zu beheben, am besten in jedem Raum unterschiedliche Toilettenvarianten mit unterschiedlicher Streu aufstellen, hier kann man sich für die Testphase auch mit Kartons und ähnlichem behelfen.
  • Dafür sorgen, dass die Katze verschiedene Möglichkeiten hat, in sicherer Umgebung ihr Geschäft zu verrichten und alle oben aufgeführten Störungsoptionen ausgeschlossen werden.
  • Zumindest für eine Zeit den Alternativplatz verstellen, den Mietze sich ausgesucht hat. Zur Not kann man ein Katzenklo übergangsweise auch auf eine Couch stellen! Um es dann zentimeterweise wieder an einen anderen Platz verschieben.
  • Manchmal hilft es auch, einen verunreinigten Badvorleger oder Läufer etc. ins Klo zu legen, um den Weg zurück wieder interessant zu machen. Diesen kann man problemlos waschen und später wieder ausschleichen. Wenn er sowieso entsorgt werden soll, kann man ihn für diese Zwecke auch in Stücke schneiden.
  • Wenn die  Katze gern auf glatte Flächen pinkelt, einfach mal ein leeres Katzenklo hinstellen
  • Aus dem unerwünschten Kloplatz die Schlaf- oder Futterstelle der Katze machen

Und: Während der ganzen Zeit besonders liebevoll um den Stubentiger kümmern

In fast allen Fällen findet sich so der Auslöser und man kann langsam versuchen, die Wohnung auch für die Zweibeiner wieder bewohnbar zu machen!

Im Übrigen gilt sowohl fürs Harnmarkieren als auch für die klassische Unsauberkeit:

Aussagen wie…

  • Das hat sie früher nie gemacht!
  • Das Klo war doch immer in Ordnung!
  • Die Streu haben wir schon jahrelang!

…helfen leider gar nichts, denn JETZT passt es vielleicht nicht mehr und dagegen können wir kaum was machen.

Susanne Seuffert,
Tierheilpraktikerin im FNT.

Aus Olching bei München
www.tierheilpraxis-seuffert.de